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Februar 2008
Stefan Pannor
für satt.org

Alan Moores
WildC.A.T.S.

Alan Moores WildC.A.T.S.

Als Anfang der 90er Jahre in paar marvelflüchtige Comiczeichner den Image-Verlag gründeten, brach damit eine der kommerziell erfolgreichsten, aber inhaltlich ärmsten Epochen der Superheldencomics an. In Folge ging es Todd McFarlane, Jim Lee, Rob Liefeld und den anderen Image-Gründern darum, vorrangig spektakulär aussehende Comics zu produzieren. Die Inhalte waren zweitrangig.

Darum tummelten sich auf den Seiten dieser Hefte meist mehr oder weniger kreative Kopien bekannter Superhelden mit anderem Namen und leicht modifiziertem Kostüm - grade genug, um einer Urheberklage zu entgehen.

Das konnte natürlich nicht lange gut gehen. Der erste, der das erkannte, war Todd McFarlane, der - für dem Vernehmen nach sensationelle Honorare - Autoren wie Frank Miller, Neil Gaiman und Alan Moore für sich schreiben ließ. Jim Lee zog sehr bald nach. „WildC.A.T.S.“, die von ihm kreierte und zu Beginn auch gezeichnete Superheldenserie, eine dröge Krach-Bumm-Mixtur aus „JLA“ und „X-Men“, sollte frisches Blut bekommen. Zuerst in Form einiger weniger Hefte, die James Robinson textete, und die zumindest schon andeuteten, was da großes am Horizont heraufzog. Und dannn in Form einer langen, sauber durchgeplanten Strecke von Alan Moore.

Das war, als würde man nach einer viel zu langen Zeit unter Wasser endlich wieder an die Luft kommen. Moore, sonst eher bekannt für sein ernstes Comicschaffen („Watchmen“, „Swamp Thing“) lockerte seinen Ton und schuf eine witzige, selbstironische, teilweise poetische und zitatenreiche Saga um die WildC.A.T.S., deren Team er gleich als erstes um ein paar überaus kreativ gegen den Strich gebürstete Figuren bereicherte. Danach ging es ins All und in die Unterwelt. Und auch wenn Moore mit politischen, religiösen oder moralischen Seitenhieben nicht sparte - diese Comics sollten doch vor allem lesbare Unterhaltung sein. In Form cleverer Dialoge und gekonnter Beobachtungen zog Moore alle Register.

14 Ausgaben und eine Kurzgeschichte lang blieb der Autor bei der Serie - die knapp 400 Seiten zählen zum Erfrischendsten der 90er-Jahre-Superheldencomics. Sechs dieser Kapitel erschienen bereits vor einigen Jahren in einer eher unzureichenden Ausgabe beim damaligen Splitter-Verlag. In zwei Bänden erscheint nun die gesamte Saga auf deutsch und füllt damit eine der Lücken der deutschen Moore-Veröffentlichungen auf angenehme Weise.



WildC.A.T.S. Bd.1: Rückkehr nach Khera
Autor: A. Moore; Zeichner: T. Charest, K. Maguire,
R. Benjamin, J. Johnson, D. Johnson, K. Nowlan
Panini Comics 2008, 212 S., € 19,95